KittenUpATrees Fotostorys

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      Piepiepiep… Piepiepiep… Piepiepiep…
      Das unmelodische Geplärre meines Weckers riss mich aus dem Schlaf. Normalerweise brauchte ich keinen Wecker. Ich wachte immer pünktlich auf. Aber an diesem Tag nicht. An diesem Tag wäre ich einfach liegen geblieben.




      Nicht, dass das weiter tragisch gewesen wäre. Ich hatte Semesterferien, aber ich hatte es mir einfach angewöhnt, jeden Tag zu lernen, um meinen Notenschnitt von 1,2 zu halten, bzw. zu verbessern. Und um pünktlich mit dem Lernen beginnen zu können, stand ich täglich spätestens um 8:00 Uhr morgens auf. Aber an diesem Tag nicht. An diesem Tag stellte ich mit einem leisen Knurren den Wecker ab, bevor ich mich auf den Rücken legte und an die Decke meines Schlafzimmers starrte. Ich war nicht mehr müde. Eigentlich war ich sogar hellwach. Aber bevor ich aufstand, musste ich meine Gedanken ordnen. Was war gestern Abend passiert? Ich erinnerte mich, dass Jake und seine Kumpel mich verprügelt hatten. Ich musste bewusstlos geworden sein. Und dann? In meinem Kopf erschien das Bild von Luzi, die sich auf meinen Schoß setzte und nach allen Regeln der Kunst über mich her fiel. Ein kalter, angenehmer Schauer jagte über meinen Körper. Ein Kribbeln, wo ihre Haut die meine berührt hatte. So leidenschaftlich, so lebendig… nahezu brutal hatte sich mich genommen. Mir die Kleider vom Leib gerissen. Sich selbst die Kleider vom Leib gerissen. Meine Hände auf ihren nackten Körper gelegt. Ihren makellosen, perfekten Körper. Viel zu perfekt, um real sein zu können. Als wäre alles nur ein Traum gewesen. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Natürlich. Ein Traum. Ich hatte geträumt. Aber es war alles so real gewesen… Eilig sprang ich aus dem Bett, griff nach meiner Brille und setzte sie mir auf die Nase. Ich erinnerte mich… glaubte mich zu erinnern… dass sie mich gebissen und gekratzt hatte. Sie war wirklich nicht gerade zimperlich zu Werke gegangen… in meinem Traum… vielleicht.
      Ich wollte zum Spiegel laufen, aber so weit kam ich nicht. Plötzlich verschwamm alles um mich herum und ich konnte nicht mehr klar sehen. Vor Schreck verlor ich das Gleichgewicht und knallte der Länge nach auf den Boden. Meine Brille fiel klirrend zu Boden und das Glas zersprang.
      “Na wunderbar, so ein verdammter…”
      Aber ich kam nicht so weit, sämtlich Flüche auszusprechen, denn eine weitere Überraschung lenkte mich davon ab. Seit ich denken konnte war ich ohne Brille blind wie ein Maulwurf gewesen. Jetzt aber - wo meine Brille zerbrochen vor mir lag - konnte ich klar sehen.




      Ungläubig tastete ich über mein Gesicht. Nein, da war definitiv nichts. Keine Brille. Ich trug auch keine Kontaktlinsen. Ich konnte sehen.
      Mein Spiegelbild, das mir gegenüber saß, sah mich ebenso verwirrt an, wie ich mich fühlte. Wie war das möglich? Hatte einer von Jakes Fausthieben einen defekten Sehnerv getroffen und ihn so wieder in Gang gebracht? Obwohl das vermutlich ziemlich unmöglich war, war es die einzige Erklärung, die mir einfiel. Immerhin klang es wahrscheinlicher, als dass nachts ein Engel über meinem Bett erschienen war, um mir deutlich bessere Sehstärke zu schenken. Ich beschloss, meinen Augenarzt aufzusuchen. Vielleicht wusste er, was mit mir passiert war. Vielleicht träumte ich aber auch noch… richtig, der Traum. Schnell suchte ich meinen Körper auf irgendwelche Biss- oder Kratzspuren ab. Nichts. Etwas enttäuscht schlurfte ich zu meinem Kleiderschrank und zog mich an. Natürlich war es nur ein Traum gewesen. Warum sollte sich eine Klassefrau wie Luzi auch über einen Versager, wie mich hermachen. Ich war einfach nicht ihr Stil.
      Bis zur Praxis meines Augenarztes waren es ein paar Blocks. Normalerweise fuhr ich die Strecke mit dem Bus. Aber an diesem Tag war mir irgendwie nach Laufen zumute. Nicht nur nach Laufen, sondern nach Joggen. Ich war noch nie zuvor joggen gewesen. Allgemein war Sport nicht so mein Ding. Aber nachdem sich meine Beine einmal in Bewegung gesetzt hatten, konnte ich gar nicht mehr damit aufhören. Schon nach der Hälfte der Strecke brannten meine Lungenflügel wie die Hölle, aber ich wollte weiter laufen. Ich war erfüllt von einem Ehrgeiz, der für mich mehr als ungewöhnlich war. Endlich tauchte zu meiner Rechten die Praxis auf. Nur noch wenige Meter. Gleich war ich da. Ich behielt mein Tempo bei und… lief einfach an der Praxis vorbei. Warum sollte ich noch zu einem Augenarzt gehen? Ich konnte sehen!



      Immer weiter trugen mich meine Beine. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie ganz genau wussten, wo sie hin wollten. Sie hatten meinem Kopf das Denken abgenommen. Erst, als ich das Ziel erreichte, erkannte ich den Wohnblock, in dem Julia ihr kleines Appartement hatte. In meinem Gehirn schlugen sämtliche Alarmglocken und ich hatte das dringende Bedürfnis umzukehren und in doppeltem Tempo zurück nach Hause zu laufen, aber meine Beine waren noch immer anderer Meinung. Und dann passierte es: Die Tür des Wohnblocks ging auf und Julia kam nach draußen. Sie trug knappe Sportkleidung und Laufschuhe. Ihr langes, blondes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Sie sah einfach toll aus. Erst, als sich unsere Blicke trafen, wurde mir klar, dass ich stehen geblieben war und sie anstarrte. Eilig wandte ich den Blick ab. Aber es war schon zu spät.
      “Georg? Bist du das? Was machst du denn hier?”, hörte ich ihre Stimme, begleitet von den Schritten, mit denen sie auf mich zukam.
      “Gregor… ich heiße Gregor, nicht Georg.”
      Meine Stimme war kaum mehr als ein Murmeln und ich wagte es noch immer nicht, Julia anzusehen.
      “Ich war joggen und…”
      Meine Beine - die Verräter - haben mich hierher geführt.
      “… und bin zufällig hier vorbei gekommen.”
      Endlich schaffte ich es, meinen Blick vom Bürgersteig abzuwenden und zu meiner Traumfrau aufzublicken. Mit Müh und Not hielt ich ihren braunen Augen, die mich verblüfft ansahen stand.
      “Du joggst?”, fragte sie.
      “Wie cool! Ich wusste gar nicht, dass du dich für Sport interessierst.”
      Ich wollte schon dazu ansetzen, ihr zu sagen, dass es das erste Mal war, dass ich mich sportlich betätigte, aber ich beließ es dann doch lieber bei einem verlegenen Lächeln. Auch sie lächelte, aber in ihrem Lächeln lag noch mehr. Eine Art Erleichterung.




      “Ich bin wirklich froh, dich wohlauf zu treffen. Ich hab gehört, Jake hätte dich gestern noch schlimm zugerichtet.”
      “Ach, so schlimm war es gar nicht.”, log ich. Aber vermutlich würde sie mir diese Lüge eher glauben, als die Wahrheit. Ich sah nicht gerade aus wie jemand, der heftig verprügelt worden war.
      “Das ist alles meine Schuld.”
      Plötzlich wirkten ihre Augen traurig.
      “Darf ich dich auf einen Kaffee einladen, um die Sache zumindest ein klein wenig wieder gut zu machen?”
      Ich verstand nicht ganz, wie das hatte passieren können, aber plötzlich hatte ich das erste Date meines Lebens.
      Danke für das Kompliment :)

      Ich hab tatsächlich schon öfter mit dem Gedanken gespielt, ein Buch zu schreiben. Und ich hätte auch schon eine Idee, die ich gerne in Form eines Buches umsetzen würde. Was mir aber noch fehlt ist der ideale Einstieg und vor allem die Zeit dazu... bin momentan mal wieder voll im Arbeitsstreß, aber "ein Buch schreiben" steht auf jeden Fall auf meiner To do Liste ;)

      Was hast du denn geschrieben? Kann man irgendwo was von dir lesen? :)
      Ich habe ein SF Buch geschrieben und ein zweites angefangen. Ich habe vor Jahren mal versucht es zu veröffentlichen, aber das hat nicht geklappt. Im Moment (mit großen Unterbrechungen) bin ich dabei die Papierform auf den Rechner zu übertragen. Dann kann ich das Ganze auch mal als PDF-Datei verschicken. Leider dauert das noch etwas. Mein Kopf funktioniert nicht mehr ganz so wie er sollte. Deswegen fehlt die nötige Konzentration oft. :-(
      Das Kopfproblem kenn ich leider zu gut :-( Bin seit einigen Monaten in ner Krea-Tiefphase und es ist furchtbar. Es hat ewig gedauert, bis ich hier das letzte Kapitel fertig stellen konnte...

      Aber sobald du fertig bist mit übertragen, würd ich dein Werk echt total gern mal lesen, wenn ich darf :)
      “Ich hätte gerne ne Chai Latte. Was möchtest du, Gregor?”
      Nervös zuckte ich zusammen. Ich wusste nicht, was mich an Julias Frage mehr schockte. Dass sie zum ersten Mal meinen richtigen Namen verwendete, oder dass sie damit ganz klar deutlich machte, dass sie meine Begleitung war und nicht nur zufällig am selben Tisch saß, wie ich.
      Die Sonne lachte fröhlich auf die Terrasse des Cafés herab und zauberte schimmernde Lichteffekte in Julias Haar. Sie war so wunderschön und ausgerechnet mit dieser Schönheit hatte ich ein Date. Wie gut konnte dieser Tag eigentlich noch werden? Das musste doch ein Traum sein. Aber obwohl alles dagegen sprach, war ich mir doch sicher, dass ich längst nicht mehr in meinem Bett lag.
      Erst als ich mir des ungeduldigen Blicks der Kellnerin bewusst wurde, bemerkte ich, dass ich noch immer keine Antwort gegeben hatte.
      “Ähm… nur ein kleines Wasser bitte.”, murmelte ich unsicher.
      Oh Gott, was machte ich hier nur? Ich saß hier mit meiner absoluten Traumfrau und jetzt? Was sollte ich mit ihr reden? Was waren gute Gesprächsthemen? Interessen… gut, ich hatte mein halbes Leben damit zugebracht, sie aus der Ferne zu beobachten und zu bewundern. Ich wusste, dass sie gerne und viel Sport machte, tanzte, Pferde und Tiere im allgemeinen liebte, ihren Urlaub bevorzugt am Meer verbrachte… lauter Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte. Wie sollte so denn ein Gespräch zustande kommen? Allmählich stieg Panik in mir auf. Da saß ich nun in einer wunderbaren Situation mit einer wunderbaren Frau und jeden Moment würde sie merken, dass wir nichts gemeinsam hatten und mich einfach sitzen lassen, noch bevor ihre Chai Latte überhaupt hier war. Und das lag nicht daran, dass die Bedienung oder der Barista langsam gewesen wären. Um Himmels Willen, irgendetwas musste ich doch sagen können! Komm schon, Gregor! Komm in die Gänge!
      “Ich werde Jake nie verzeihen, was er dir angetan hat.”, holte Julia mich aus meiner kleinen Panikattacke zurück.




      “Als ob du Schuld daran wärst, dass er mich betrügt! So ein Idiot. Vermutlich hätte ich ihm ja sogar noch durchgehen lassen, dass er mit dieser Tussi rumgemacht hat und spätestens, wenn er vor meiner Tür gestanden wäre, wäre ich ihm wieder um den Hals gefallen. Aber so?”
      Sie schüttelte entschieden den Kopf.
      “Gewalt ist echt das Allerletzte! Und dann auch noch alle gegen einen. Echt widerlich.”
      “Ach, was… ich mein, mir geht’s doch gut.”
      Im Grunde war das die Wahrheit. Mir ging es überraschend gut. Dabei waren die Schläge wirklich nicht ohne gewesen.
      “Naja, du hast es offenbar gut weggesteckt, aber…”
      Ein hilfloses Lächeln huschte über Julias Gesicht und auf einmal dämmerte es mir, worauf dieses Gespräch hinaus laufen sollte. Sie wollte überhaupt nicht darüber reden, wie schlimm mich Jake wirklich zugerichtet hatte. Sie wollte mir klar machen, dass es zwischen ihr und Jake vorbei war. Dass sie single war. Womöglich das… ich schluckte. Eigentlich würde ich so etwas nicht einmal zu hoffen wagen, aber alles deutete darauf hin, dass mich möglicherweise eine Chance bei ihr hätte.
      “Ja, du hast recht.”, pflichtete ich ihr eilig bei.
      “Im Grunde sind die Folgen nicht das entscheidende. Er hat bewusst Gewalt gegen einen Mitmenschen angewandt. Mit so jemanden solltest du dich wirklich nicht abgeben. Du hast was Besseres verdient.”




      “Ja, da hast du Recht.”
      Sie beugte sich ein wenig nach vorne, so dass ich in ihren Ausschnitt sehen konnte. Mein Herz begann zu rasen. Was sollte ich jetzt tun? War das schon der Moment, in dem ich sie küssen sollte? Oder war es noch zu früh für so etwas? Ich meine, das war doch unser erstes Date. Aber andererseits hatte ich nicht die geringste Ahnung, was für ein Verhalten beim ersten Date angemessen war. Vielleicht würde sie mich nie wieder sehen wollen, wenn ich zu zaghaft vorging. Aber wenn ich es zu eilig hatte, war das sicher auch nicht gerade förderlich. Was sollte ich nur tun?
      Glücklicherweise kam die Bedienung mit unserer Bestellung und verschaffte mir so etwas Zeit, um über mein weiteres Vorgehen nachzudenken. Nicht, dass mir das Nachdenken sonderlich viel gebracht hätte. Ich kam einfach zu keinem brauchbaren Ergebnis.
      “Was ist eigentlich mit dir?”, brach Julia das Schweigen, nachdem die Bedienung wieder weg war.
      “Triffst du dich momentan mit jemandem?”
      Sie nippte an ihrer Latte, wobei sie mich nicht aus den Augen ließ. Als ob sie jede meiner Gesichtsregungen genau beobachten würde. Die Antwort auf ihre Frage schien sie wirklich zu interessieren und das machte mich glatt noch nervöser.
      “Ich… äh… nein. Ich… ich bin single.”
      “So ein lieber, einfühlsamer Kerl wie du? Wahnsinn, die Frauen wissen gar nicht, was ihnen entgeht.”




      Sogar ich erkannte diese Anspielung ganz eindeutig als Flirt. Schon wieder etwas, womit ich keinerlei Erfahrung hatte. Was sollte ich nur tun? Was sollte ich nur tun? Was sollte ich nur tun?
      “Weißt du, was wirklich unglaublich ist?”, fragte Julia lächelnd.
      “Du bist total ruhig und sachlich, während ich mich hier vor Nervosität vermutlich gerade um Kopf und Kragen rede.”
      Ich wusste nicht, wie sie mein Schweigen derartig falsch deuten konnte. Und noch viel weniger wusste ich, warum sie nervös sein sollte.
      “Nein, ich liebe es, wenn du redest.”, antwortete ich schüchtern.
      “Du bist perfekt.”
      Zu meiner Überraschung konnte ich beobachten, dass Julia rot wurde.
      “So etwas Schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt.”
      Und das fand ich glatt noch überraschender. Ich meine, wie konnte man so einer schönen Frau denn nicht ständig sagen, wie einzigartig, wunderschön und großartig sie war? Mit was für undankbaren Idioten hatte sie sich nur bisher abgegeben? Ein Mann, dem das entging, war ja mal wohl mehr als einfach nur bescheuert. Und irgendwie ärgerte mich das. Offenbar war Julia wirklich noch nie mit einem Mann zusammen gewesen, der ihrer würdig gewesen wäre. Nur lauter Schmalspurheinis, die nicht wussten, wie man eine Frau behandelte. Im selben Moment musste ich mich fragen, ob ich es denn wusste. Aber mir blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn im selben Moment beugte sich Julia zu mir herüber und ihre Lippen trafen die meinen.


      Tolle Geschichte.
      Ich hab auch eine Geschrieben aber die ist misst das wusste ich schon bevor ich deine Geschichte gelesen habe...aber jetzt ist meine noch viel schlechter. Wollte die eigendlich auch hochladen aber jetzt ist mir das noch peinlicher. Ich bin halt nicht so begabt wie du^^
      Das musste es sein. Das Gefühl der Sieger. Das Gefühl derer, die das Spiel des Lebens gewannen. Ein tolles Appartement, ein aktiver, gesunder Lebensstil, eine tolle Frau… ich wagte mir kaum vorzustellen, wie weit mich mein plötzliches Glück noch treiben könnte. Wobei mir ohnehin nichts einfiel, was noch besser sein sollte, als dass ich Julia endlich als meine Freundin betiteln durfte. Ich konnte es kaum erwarten, sie wieder zu sehen. Am liebsten hätte ich jede Sekunde meines Lebens an ihrer Seite verbracht, aber da wir ja erst wenige Stunden zusammen waren, wäre es wohl etwas vorschnell, schon bei ihr zu übernachten oder gar zusammen zu ziehen. Also begleitete ich sie nach unserem Date brav nach hause, verabschiedete mich mit einem Gute Nacht Kuss, um anschließend meinen Heimweg anzutreten.
      Es war schon dunkel, aber trotzdem drang durch die großen Fenster des Lofts kein Licht nach draußen.




      Seltsam. Ob Luzi schon im Bett war? Wohl kaum. Es war gerade mal kurz vor acht. Vielleicht war sie ausgegangen. So eine schöne Frau fand sicher schnell Anschluss in einer fremden Stadt. Vielleicht hatte sie sich auch mit Jake getroffen. Er schien ja voll auf sie abzufahren und da sie sich ja gestern schon auf ihn eingelassen hätte, wenn Julia nicht dazwischen geplatzt wäre… Naja, wie auch immer. Mir war das egal. Ich hatte die Frau meiner Träume und jede andere war mir egal.
      In meinem Kopf klang die Melodie von “When you came into my life” von den Scorpions. Das letzte Lied, das aus den Lautsprechern im Kaffee drang, bevor Julia und ich aufbrachen.
      “When you came into my life, it took my breath away. It was love at first sight. All the way. When you came into my life, the world was not the same. Couse your love has found it’s way into my heart.”, sang ich leise vor mich hin. So, dass nur ich es hören konnte. Es war zwar vermutlich sowieso niemand in der Nähe, aber das war mir egal. Ich wollte dieses wunderbare Gefühl in mir nicht gefährden, indem andere davon erfuhren und sich womöglich erdreisteten, es zu bewerten. Nein, dieses Gefühl gehörte niemandem sonst. Nur Julia und mir.
      Als ich - beschwingt von meinen Glücksgefühlen - durch den Hof der alten Spraydosenfabrik lief, wäre ich beinahe auf eines der brennenden Adonisröschen getreten. Buchstäblich im letzten Moment konnte ich noch ausweichen und meinen zerstörerischen Fuß neben dem zarten Pflänzchen absetzen. Aber obwohl es diesem Angriff entgangen war, sah es doch nicht so richtig gesund aus. Traurig ließ es den Kopf hängen. Vermutlich hatte die Hitze und die Trockenheit der letzten Tage ihm stark zugesetzt. Eilig holte ich die Gießkanne hervor und versorgte gleich den ganzen wilden Garten mit lebensspendendem H2O. Man konnte beinahe sehen, wie das Adonisröschen ihr blutrotes Köpfchen wieder aufrichtete. Fast, als wollte es mich ansehen.



      Unbewusst kam mir ein anderer, verbreiteter Name für diese Pflanzenart in den Sinn. Brennendes Teufelsauge. Als ob etwas so schönes von teuflischer Natur sein könnte.
      Ich räumte die Gieskanne wieder zur Seite und ging in die Wohnung. Sie lag im selben Zustand vor mir, wie ich sie verlassen hatte. Lediglich die Tageszeit hatte sich geändert. Natürlich war das lächerlich, aber ich hatte das Gefühl, dass tatsächlich außer mir den ganzen Tag lang niemand hier gewesen wäre. Aber Luzi würde ja wohl kaum noch immer im Bett liegen. Sicher hatte sie sich etwas zu Essen gemacht, hatte die Nachrichten geguckt, geduscht, ein Buch gelesen… was man eben so macht. Und dann war sie ausgegangen. Ganz einfach. Hier ging absolut überhaupt nichts Seltsames vor. Das war nur mein Kopf, der mir nach diesem ungewohnt aktivem Tag irgendwelchen Blödsinn weis machen wollte. Aber obwohl ich mir dessen absolut sicher war, musste ich mir doch den letzten Beweis für meine These einholen.
      In einem unlogisch, aber dafür sehr dramatisch langsamen Tempo stieg ich die Treppe hinauf, um zu Luzis Zimmer zu gelangen. Vorsichtig und möglichst lautlos drückte ich die Türklinke nach unten und schob die Tür einen Spalt weit auf. Immerhin war es im Bereich des Möglichen, dass sie doch in ihrem Bett lag und schlief. Unwahrscheinlich, aber nicht zwangsweise auszuschließen. Aber es war meine erste Annahme, die sich bestätigen sollte. Die Decke lag glatt und sauber auf dem Bett. Fast, als ob nie jemand darin geschlafen hätte. Und für einen Moment konnte ich nicht umhin mich zu fragen, ob ich mir vielleicht alles nur eingebildet hatte. Womöglich war Luzi nicht hier, weil sie nicht existierte. Vielleicht war sie nur ein Gebilde meiner Fantasie gewesen. Aber ein zweiter, genauerer Blick in den dunklen Raum brachte mich schnell wieder von dieser Vermutung ab. Ich selbst hatte die Möbel gekauft und nach Luzis Anweisungen aufgestellt. Ich kannte jedes noch so kleine Detail. Und selbst wenn mein Gedächtnis nicht so fehlerfrei funktionieren würde, würde ich mich doch an diesen auffälligen Gegenstand mit Sicherheit erinnern. Ein altmodischer Bücherständer aus massivem, dunklen Holz. Und darauf lag ein großes, altes Buch.



      Aus irgendeinem Grund hatte es eine ganz eigenartige Anziehungskraft auf mich. Ich stieß die Tür weiter auf, wollte in den Raum hinein gehen, mir das Buch ansehen, es berühren… Aber gerade in dem Moment, als ich den ersten Schritt machen wollte, fiel die Tür zurück ins Schloss und traf mich hart im Gesicht. Es war weniger der Schmerz, als der Schreck, der mich zurück taumeln ließ.
      “Verdammte Sch…”
      “Was machst du da?”
      Die Stimme ließ mich herumwirbeln und ich blickte in die leuchtenden Augen meiner Mitbewohnerin.
      “Luzi… ich… ich hab dich gar nicht kommen gehört.”
      Das war die reine Wahrheit. Ich hatte sie nicht gehört. Als ob sie einfach direkt hinter mir aufgetaucht wäre.
      “Mein Zimmer ist tabu für dich.”, sagte sie kalt, bevor sie an mir vorbei ging und hinter ihrer Zimmertür verschwinden wollte.
      “Luzi, ich wollte…”



      Ja, was wollte ich eigentlich? Überprüfen, ob die Traumfrau mit den pinken Augen existierte? Mir ein großes, altes Buch ansehen? Ein Teleskop, mit dem man die Bestandteile von Atomen sichtbar machen konnte? Klang alles nach lächerlichen Antworten… Also wählte ich etwas, das Luzi vermutlich noch viel weniger interessierte.
      “Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute mit Julia aus war. Wir sind jetzt zusammen.”
      Verzweifelt versuchte ich zu lächeln, aber es wollte mir nicht so richtig gelingen. Wie sollte man auch locker und fröhlich wirken, wenn einem die wohl emotionsloseste Person der Welt, nein, des Universums gegenüberstand? Mir war einfach nur nach davon laufen zumute. Trotzdem hielt ich stand. Sicher würde sie mir sowieso jeden Moment die Tür vor der Nase zuschlagen. Aber es sollte anders kommen.
      “Wie schön für dich.”
      Irgendetwas an Luzis Gesicht hatte sich verändert. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber irgendwie wirkte sie… zufrieden? Also, nicht richtig zufrieden, aber zumindest war Zufriedenheit das, was die Veränderung an ihr noch am ehesten beschreiben konnte. Erst dann schloss sie - ohne die erwartete Brutalität - die Tür.

      Jonny schrieb:

      Tolle Geschichte.
      Ich hab auch eine Geschrieben aber die ist misst das wusste ich schon bevor ich deine Geschichte gelesen habe...aber jetzt ist meine noch viel schlechter. Wollte die eigendlich auch hochladen aber jetzt ist mir das noch peinlicher. Ich bin halt nicht so begabt wie du^^
      Hallo Jonny,
      man selbst ist wahrscheinlich der größte Kritiker, wenn es um die eigenen Geschichten geht.
      Als ich meien Geschichten und Gedichte in einem anderen Forum hoch geladen habe, dachte
      ich ich würde nur negative Kritik bekommen. Umso positiver war ich überrascht wieviele nette
      Kommenatre ich dazu in meinem Blog und per PN erhalten habe. Also nur Mut ...
      Und wie KittenUpATree schon so schön gesagt hat hier beißt keiner.
      Liebe Grüße,
      Funny