Das Leben einer Prinzessin
Prolog
Prolog
„Vergiss ihn.“ Ich zittere, nicht vor Wut, sondern vor Aufregung. Zu einer Erwiderung war ich nicht fähig. „Du kriegst ihn doch sowieso nicht. Nur weil dein Mami gesagt hat, du seiest wunderschön, heißt das nicht, dass du nicht der letzte Dreck bist.“ Ich reagierte immer noch nicht. Sonst war ich leicht verletzt, aber jetzt senkte ich nur den Kopf und verkroch mich in mein Schneckenhaus. „Du willst ihn doch gar nicht. Dir geht es doch bloß um den Ruhm, du Schlampe!“ Jetzt war Schluss.
„Was weißt du eigentlich“ zischte ich. „Kehr lieber den Dreck vor deiner Haustür. Und zieh längere Röcke an.“ Sie kniff die Augen zusammen und machte auf dem hohen Absatz kehrt. Im Umdrehen rief sie „Du hast keine Chance!“. Dann rauschte sie zu den Bodyguards.
Das war so typisch für mich. Statt Leute, die mich hassen, und ihre Sprüche zu vergessen, nahm ich mir alles zu Herzen. Alle sagen, ich müsse mir das abgewöhnen, und ich habe es versucht, aber das ging und geht nicht. Wie soll sich ein schwacher Charakter selbst zu etwas zwingen?
Jetzt hätte ich gerne eine heile Familie. Ein Zuhause, das einem Halt gibt und für einen da ist, wen man es braucht. Das einen tröstet, in den Arm nimmt. Was habe ich? Einen Vater, der mit einer Jüngeren durchgebrannt ist? Eine Karrieremutter, die versucht, sich für mich Zeit zu nehmen, aber „ich bin ja schon groß“?
Auf dem Nachhauseweg bemitleide ich mich selbst, wenn es sonst niemand tut. Ich bekam nicht, was ich wollte, weil ich nicht dafür kämpfte, und ich kämpfte nicht dafür, weil ich nicht verlieren wollte. Ich schiebe alles auf meine Situation.
Zuhause erinnerten mich ein Wäschehaufen, eine Spülmaschine und eine Katze an meine Haushaltspflichten. Ich beschloss, es aufzuschieben, was sowieso keiner merken würde, und ging in die Küche, um mir etwas zum trinken zu holen, während mein Kater Marshmallow mir um die Beine strich.
Was war das für ein Zettel?
